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Alles rund ums Radfahren in Wiener Neustadt.


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Radlerin des Monats Oktober: Christine Mansberger (72, Zehnerviertel)

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Ihr Radgeschäft und ihre Leidenschaft

Ich kann mich noch genau erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich springe die zwei Stufen hinauf und stehe im Geschäft. Rund um mich herum Metall und Gummi – Fahrräder wohin das Auge reicht. Und gerade aus, der schummrig beleuchtete hintere Bereich des Geschäftes: die Werkstätte. Hat mich wohl deshalb so richtig magisch angezogen, weil ich dort nie hinein durfte. Und schon kommt mir eine Dame mit einem strahlenden Lächeln entgegen.

Zurück in die Gegenwart: Ich besuche genau diese Dame, die mir vor Jahrzehnten so oft zugelächelt hat. Christine Mansberger steht bei ihrem Fahrrad und beginnt zu erzählen. Ihre Augen beginnen zu glänzen, wenn sie über ihr ehemaliges Fahrradgeschäft in der Herzog Leopold-Straße spricht. „Es war nicht meines, es war unseres“, korrigiert sie mich gleich. Gemeinsam mit ihrem Mann Friedrich und später mit ihrer Tochter Elisabeth hat sie mehrere Generationen ihrer Kundinnen und Kunden aufs passende Fahrrad gebracht. Ich selbst war einer der vielen davon.

Der Griff in die Lade

„Mit meinem ersten selbst verdienten Geld hab ich mir ein Fahrrad gekauft. Gemeinsam mit meinen Freundinnen bin ich gleich damit zum Neufelder See geradelt. Der Hintern hat wegen dem harten Sattel so richtig gebrannt“, erinnert sie sich schmunzelnd zurück. Mit 19 Jahren stieg sie dann ins 1946 gegründete Radgeschäft ihres Mannes ein. „Ich habe alles von der Pike auf gelernt – mein Mann war ein echter Fachmann und streng noch dazu. Ich habe alles gemacht: Vom Einkauf über Reparaturen bis zum Verkauf.“

Die Konkurrenz war damals übrigens groß: 6 bis 7 Fahrradhändler gab es in den 50 und 60er Jahren. Mansberger: „Wir waren immer die, die sich als Erste über Neues getraut haben – BMX-Fahrräder zum Beispiel. Wir haben auch für jede Kleinigkeit in die Lade gegriffen. Das Prinzip meines Mannes lautete immer: Wir leben von allen. Dementsprechend reichte unsere Kundschaft auch quer durch den Gemüsegarten. Viele Familien sind uns über zwei, drei Jahrzehnte treu geblieben.“ Und zu vielen hat die zweifache Mutter und dreifache Oma immer noch einen sehr guten Draht. „Ich werde jetzt noch sehr oft daran angesprochen, das freut mich natürlich.“

Kann sehr gut sein, dass sie die Zehnerviertlerin auch sehen. Wenn, dann wahrscheinlich am Fahrrad. Denn damit ist sie immer noch täglich unterwegs. Zum Einkaufen in die Stadt, zum Sozialmarkt, wo sie wöchentlich aushilft oder zu Turnkursen. „Ich könnte es mir ohne Fahrrad gar nicht vorstellen. Nur etwas mehr Rücksicht würde ich mir wünschen. Bei der Kreuzung bei der Feuerwehr in der Herrengasse ist so eine Stelle – dort werde ich sehr oft von Autos sehr knapp überholt.“

Und dort, wo es früher nach Metall und Gummi gerochen hat, duftet es jetzt nach Leder und Stoff. Tochter Elisabeth Statzinger hat die Räumlichkeiten in der Herzog Leopold-Straße umgebaut und gestaltet seit 1998 mit ihrem Geschäft „Exklusives Wohnen“ Lebensräume für Menschen, die das Besondere schätzen.

Text: Hannes Höller. Fotos & Video: Alexander Hawel, privat.

RadlerInnen des Monats: Kennen Sie wen, den Sie gerne nominieren würden oder sind Sie selbst geeignet, dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Die RadlerInnen des Monats werden auch in der NÖN – Wiener Neustadt vorgestellt.


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Radler des Monats September: Michael Willigshofer (49, Kriegsspital)

Es lebe die Gemütlichkeit

Elektrofahrrad? Das ist doch für Pensionisten und Leute, die zu faul sind, selbst in die Pedale zu treten – oder? Michael Willigshofer kann darüber nur schmunzeln. Er ist noch ein gröberes Stück entfernt vom Pensionsantritt, fährt aber trotzdem bereits seit drei Jahren ein Fahrrad mit Elektroantrieb. Und er ist auch keiner, der nicht gerne in die Pedale tritt. Ganz im Gegenteil, schon vor dem Kauf des E-Bikes war er ein klassischer Alltagsradler. „Ich hab es bei der Fahrradhändlerin Ungerböck gesehen, eine Probefahrt gemacht und es hat mir gleich gepasst“, erinnert sich der Radfahrer des Monats September. Seither ist er noch öfter mit dem Rad unterwegs. „Früher gab es im Sommer, in der Übergangszeit oder im Winter Tage, an denen ich das Rad stehen gelassen habe. Jetzt gibt es kein Schwitzen mehr, jetzt geht alles noch schneller und leichter. Ich mag es einfach gemütlich. Am täglichen Weg zur Arbeit mache ich Bewegung und bin an der frischen Luft.“

Der Buchhalter ist aber nicht nur beim Radfahren kein Freund von halben Sachen. „Wenn schon, denn schon“, gilt für ihn auch beim Wohnen. Gemeinsam mit seiner Frau Anu und den Kindern Lea und Markus macht er es sich in einem Passivhaus mit Wintergarten gemütlich. Auf dem Dach produziert seine Photovoltaikanlage Strom für die eigenen vier Wände und an einer BürgerInnen-Photovoltaikanlage in Ternitz haben sich die Willigshofers auch beteiligt. „Wenn schon, denn schon“, gilt auch bei der Lebenmittelversorgung: 5 ebenso gemütlich herumlaufende Hühner liefern frische Eier am laufenden Band. In den Hochbeeten und im Paradeiser-Glashaus werden Gemüsepflänzchen aus der Arche Noah gezogen und jede Menge Obst und Nüsse fallen von den Bäumen im eigenen Garten. Beeren können Mama, Papa und die Kinder im Vorbeigehen naschen. Sein Tipp an andere Hobbygärtner: Neuseelandspinat. „Den haben wir auch bei der Arche Noah bezogen. Wächst bei uns wie Unkraut und schmeckt herrlich.

Der riskante Weg zur Schule

Einen großen Vorteil des Elektrofahrrads sieht Willigshofer neben der Gemütlichkeit noch: „Es fällt die psychologische Hemmschwelle weg – man nimmt automatisch auch bei etwas längeren Strecken das Fahrrad.“ Und er fährt auch dort, wo sich viele RadfahrerInnen fürchten. „Wir bringen unseren Sohn vom Kriegsspital mit dem Rad in die Volksschule Josefstadt. Ab dem Sports Experts ist es eine Katastrophe. In der Mießlgasse hören die Radwege einfach auf“, sieht der Radfahrer des Monats September im infrastrukturellen Bereich Nachholbedarf in Wiener Neustadt. 

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Text, Fotos & Video: Hannes Höller. Videoschnitt: Alexander Hawel.

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Radlerin des Monats August: Mariella Gögele (34, Ungarviertel)

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Die Lastenrad-Botschafterin und ihr Cabrio

Sie weiß, was Kinder brauchen. Und sie weiß, wie und wann sich Kinder so richtig wohlfühlen. Die Radfahrerin des Monats August, Mariella Gögele, ist Trageberaterin, Stoffwindelberaterin und Stillberaterin. Ihren beiden Kindern Elmar (11 Monate) und Konstantin (3 Jahre) gönnt sie jetzt den Luxus eines Cabrios auf drei Rädern. Auf ihrer Sitzbank machen es sich die beiden gemütlich, frische Luft weht ihnen durch die Haare und eine bessere Aussicht auf die großen Abenteuer da draußen, gibt’s für die Kleinen in keinem anderen fahrbaren Untersatz.

Zum Herzeigen & Hinschauen

Seit einem Monat ist die Familie Gögele im Besitz eines Babboe. „Eine Freundin von mir hat sich ein Lastenrad gekauft. Da wusste ich, so etwas will ich auch. Das Problem war nur, dass diese Räder gebraucht auf willhaben immer sofort weg sind – eine Neuanschaffung war mir etwas zu teuer.“ Ein Lastenrad-Stand auf der Baby-Expo, eine Probefahrt und zwei Gutscheine für Zubehör und Montage später, sind sie und ihr Mann Edgar jetzt doch Besitzer eines Babboe. 4 Kinder passen gleichzeitig hinein, vom Wocheneinkauf gar nicht zu reden. „Es funktioniert super. Man gewöhnt sich irrsinnig schnell daran. Ich fahr täglich damit: entweder zum Einkaufen oder ich bring meinen Großen in den Kindergarten.“ 24 km ist sie vorher täglich mit dem Auto vom Ungarviertel zum Kindergarten in die Breitenauer Siedlung gefahren – jetzt geht das kostensparend und gemütlich zugleich mit dem Rad. Auch das regnerische Wetter ist bald kein Gegenargument mehr: ein leicht montierbares Regendach – mit Panorama-Blick für die Kinder inklusive – ist schon bestellt. 

Es werden auch bei uns mehr werden

Damit die Fragerei so richtig schön weitergehen kann. „Na, wo haben sie denn das her?“, „Ja wie fährt es sich denn damit“ sind so klassische, oft gestellte Fragen. Eigentlich sollte Mariella Gögele von der Lastenradfirma ein Werbehonorar verlangen: „Es ist unglaublich, wie die Leute auf unser neues Lastenrad reagieren. Alle sind begeistert. Ich muss ständig Fragen beantworten. Ich bin mir sicher, dass es in Wiener Neustadt bald mehr davon zu sehen gibt“. Vielleicht trägt sie als Lastenrad-Botschafterin auch ein Stück dazu bei, dass das Autochaos vor den Kindergärten und Schulen etwas eingebremst wird. Die Rahmenbedingungen dafür passen: „Ich habe in Eisenstadt und Wien gelebt. Von den Radwegen her ist es hier bei uns am besten. Ich fühle mich richtig wohl. Auch wenn es schon noch etwas zum Verbessern gibt: der Radweg Neudörfler Straße ist eine richtige Rumpelpiste und in der Ungargasse ist es zu schmal.“

Text: Hannes Höller. Fotos & Video: Alexander Hawel.

Unser Tipp: Blog von Heavy Pedals – dem Lastenradspezialisten in Österreich.

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Radler des Monats Juli: Peter Bösch (68, Innenstadt)

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Der Rad-Primar aus dem Rad-Land

„Wiener Neustadt eignet sich perfekt zum Radfahren. Es ist schön flach, es regnet sehr selten und die Stadt ist nicht allzu groß.“ Was Peter Bösch da so sicher macht: der Vergleich und die jahrelange Praxis. Der Radfahrer des Monats Juli ist schon von Klein auf mit dem Rad unterwegs gewesen. Ins Gedächtnis hat sich sein Firmungsgeschenk gebrannt. „Ein blaues Puch-Rad mit einer 3-Gangschaltung. Das hat man bei uns damals nicht gekannt – einfach herrlich“, so Bösch. „Bei uns“, das war Dornbirn in Vorarlberg. Sein blaues Puch hat ihn überall hin gebracht: in die Schule genauso wie danach zum Schwimmen an den Bodensee. „In Vorarlberg fährt jeder mit dem Rad. Das war damals schon so und ist heute nicht anders.“

Die etwas anderen Erfahrungen

Völlig neue Erfahrungen hat er dann mit dem Umzug nach Wiener Neustadt gemacht. „Das war vor 30 Jahren. Ich bin wegen des Jobs hier her gekommen“. Bösch wurde Leiter der orthopädischen Abteilung im Krankenhaus Wiener Neustadt. Mit im Gepäck hatte er auch jede Menge an Fahrrad-Utensilien – einige Regenüberwürfe zum Beispiel. Erfahrung 1: Neustadt ist im Vergleich zum Rad-Land Vorarlberg eine Trockenzone. Erfahrung 2: In Neustadt fährt ja kaum wer mit dem Rad. „Ich hab das ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden. Ich bin aber trotzdem weiterhin aufs Rad gestiegen. Mittlerweile hat sich das zum Glück geändert. Bestes Beispiel ist das Krankenhaus: früher gab es kaum Radabstellplätze, jetzt gibt es riesige Anlagen und die sind voller Räder.“

Hören Sie auf Ihren Doktor

Geändert hat sich auch sein beruflicher Alltag. Univ-Prof. Dr. Bösch ist jetzt Projektleiter: „Ich bereite die Absiedlung der orthopädischen Abteilung nach Neunkirchen vor.“ Seine Ordination in der Bahngasse führt er weiterhin. Und dort „verschreibt“ er seinen PatientInnen das Radfahren: „Es gibt viele – vor allem ältere Personen, die nicht mehr aufs Rad steigen. Weil ihnen die Knie weh tun, weil sie Schwindelprobleme haben, weil der Nacken schmerzt oder weil sie Angst vor einem Sturz haben. Für Herz- und Kreislauf und Blutdruck gibt es aber kaum etwas Besseres. Wichtig sind das richtige Rad und die richtige Einstellung: Die Rahmengröße muss stimmen und die Sattelhöhe sowie die Distanz zwischen Sattel und Lenkrad individuell angepasst werden. Meistens ist der Sattel zu niedrig eingestellt, da bekomm ich schon beim Hinsehen Knieschmerzen. Für Personen mit Hüftproblemen gibt es mittlerweile ja auch sehr gute Räder mit tiefem Einstieg und falls wer Schwindel hat, kann er ein Dreirad nutzen.“ Der Klassiker unter den Gesundheitsprobleme ist das Kreuz, auch da rät der Primar zum Rad: „Wenn man Rad fährt, kommt man ganz von alleine aus dem Hohlkreuz wieder heraus. Man braucht nicht einmal einen Experten für die Einstellung von Lenker und Sattel. Probieren Sie es einfach aus. Man spürt schon, was einem gut tut.“ Hier gibt’s weitere Tipps zum Thema.

Nord-Süd-Achse & Kollonitschgasse

Und wo sieht der Rad-Primar aus dem Rad-Land in der eigentlich idealen Rad-Stadt Wiener Neustadt noch Verbesserungsmöglichkeiten: „Am Ring kann man schön fahren. Die Nord-Süd-Achse ist dagegen eine Katastrophe. Auf der Grazer Straße traut man sich nicht zu fahren. Dabei wäre es meiner Meinung nach kein Problem, wenn man dort mehr Platz für Radfahrer schafft. Gefährlich ist auch die Kollonitschgasse, vor allem die Kreuzung mit dem Ring. Da weiß man nicht, wo man sich einordnen soll.“

Text: Hannes Höller. Fotos: Alexander Hawel

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Radler des Monats Juni: Hermann Mayrhofer (67, Josefstadt)

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Ein Wirklicher Hofrat als Mutmacher.

Viele Fahrräder begleiteten ihn bereits durch sein Leben. Sein heutiges Fahrrad hat ihm ein gutes Stück aus der schwierigsten Phase in seinem Leben geholfen. Dass Hermann Mayrhofer heute immer noch Rad fährt, ist nämlich alles andere als selbstverständlich.

„Es war der 15. November 1997“, schießt es aus ihm heraus. Ein Schlaganfall traf ihn wie aus heiterem Himmel. „Ich war verzweifelt. Ich wusste weder den Namen meiner Kinder noch den meiner Frau. Gehen konnte ich auch nicht. Vom Radfahren gar nicht zu reden“, blickt Hermann Mayrhofer zurück. Bis zu diesem Tag hat sich der Ur-Josefständer, er wurde dort geboren und wohnt dort immer noch, Stück für Stück nach oben gearbeitet. Nach der Handelsschule startete er bei der Gemeinde Pottendorf, dann holte er die Matura nach und begann zu studieren. „Germanistik und Publizistik – neun Jahre habe ich gebraucht. Dazwischen habe ich arbeiten müssen, um mir das Studium zu finanzieren.“ Von 1978 bis 1982 war Mayrhofer Bezirkssekretär der SPÖ in Wiener Neustadt. Von dort wechselte er zur AZ – zur Arbeiter-Zeitung. Bis 1991 war er Chefredakteur der Niederösterreich-Ausgabe. „Bis zum bitteren Ende“, ergänzt Mayrhofer und spielt auf die Einstellung des ehemaligen Zentralorgans der SPÖ an. Jobsorgen brauchte er sich trotzdem keine zu machen. Der damalige Landeshauptmann Siegfried Ludwig klopfte bei ihm an. „Einige Gehaltsverhandlungen später war ich Mitarbeiter des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung.“ Und wieder einige Jahre später wurde er „Wirklicher Hofrat“ – ein Titel, den österreichische Bundesländer vergeben. „Wirklich“ bedeutet übrigens „wirkend“.

Genauso zielstrebig wie im Job war er aber auch beim Radfahren. Der Radrennsport war und ist seine große Leidenschaft. „1969 hab ich als Radrennfahrer begonnen“, schießt auch dieses Datum aus ihm heraus. „Mein Spezialgebiet war hügeliges Terrain und mein größter Erfolg ein 7. Platz in Pitten bei einem A-Rennen – das ist die höchste Wertungsklasse im Radrennsport. Gewonnen hat damals übrigens der österreichische Bergmeister Anton Schöllberger.“ So richtig sentimental wird es, als Mayrhofer einen Nebenraum seines Einfamilienhauses öffnet. Schon leicht verstaubt, aber in voller Eleganz hängt es da: sein Rennrad – ein echtes Pinarello. „Während des Studiums bin ich 90 km pro Tag gefahren – unter der Woche. Am Wochenende gabs dann die Rennen. Eigentlich waren wir damals Profis, nur haben wir es nicht gesagt“, rückt der Radsportler sein Hobby ins rechte Licht.

Das Ehrenzeichen der Stadt Wiener Neustadt erhielt Hermann Mayrhofer 2011 aber nicht als Radsportler, sondern als Anerkennung für eine seiner weiteren Tätigkeiten. 1976 gründete er gemeinsam mit Leopold Hummelbrunner den Radsportverein ARBÖ Wiener Neustadt. Vor zwei Wochen wurde er als Obmann wieder gewählt. Wer das Radkriterium im Musikantenviertel kennt, der ahnt jetzt wahrscheinlich, wer als Organisator dahinter steckt: genau, der frischgekürte Radler des Monats Juni 2014. Mayrhofer: „Leider fällt es heuer erstmals aus. Wir suchen nach einer neuen Streckenführung und hoffen, dass es nächstes Jahr weiter geht.“ Bis zu 100 RadsportlerInnen flitzten in den besten Jahren durch die Straßen Wiener Neustadts.

Neben der Wiederaufnahme des Kriteriums hat Mayrhofer einen weiteren Wunschtraum. „Wenn ich mal einen Sechser im Lotto mache, dann kauf ich mir ein neues Rad. Eines mit zwei Rädern vorne und einem hinten – die sind aber sehr teuer.“ Bis dahin muss er mit seinem 28 kg schweren Dreirad – samt zwei Rädern hinten und einem vorne – auskommen. Wenn er erzählt, wie er damit auskommt, wird einigen der Atem weg bleiben. Anderen wiederum macht er Mut. „Die Alltagswege zum Bäcker, zum Spar oder zum Merkur fahr ich alle mit dem Rad – selbstverständlich. Kürzere Strecken über die Fischauer Vorberge sind auch kein Problem. Genauso wie Touren auf dem Biedermeier-Radweg oder dem Thermenradweg. Auf 10 km komme ich so und so täglich, auch ohne eine Ausfahrt.“ Der Schlaganfall hat ihn in seiner Mobilität zwar eingeschränkt, konnte ihn aber nicht bremsen: „Das Radfahren hat mir einen Teil des vorher Selbstverständlichen im Leben wieder zurückgegeben.“

Der Mutmacher ist mit den Radbedingungen in Wiener Neustadt übrigens durchaus zufrieden. „Ich versteh die Leute nicht, die aufs Rad verzichten. Neustadt ist schön flach. Hier kann man bequem Radfahren.“ Und auch in diesem Bereich hat sich Mayrhofer nicht auf andere verlassen, sondern hat selbst mitgemischt: „Der eine oder andere Radweg ist dank unserer Initiative entstanden.“

Text: Hannes Höller. Fotos: Alexander Hawel

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Radlerin des Monats Mai: Erika Lachner (55, Innenstadt – Akademiepark)

„Mit diesem Rad kann man aber nicht täglich fahren.“ Erika Lachner zeigt auf ein schönes, altes Rad. „Die Reifen sind nicht optimal. Ich habe für den Winter ein eigenes Fahrrad, mit breiteren Reifen. Schließlich fahr ich durch die Akademie“, plaudert die wn.Radlerin des Monats Mai über ihre Radausstattung. Dazu gehört auch ein Regengewand. „Das hab ich immer bei mir. Einmal hab ich mich auf die Prognose verlassen und schon war ich waschelnass. Jetzt ist es kein Problem mehr.“

Jetzt hat sie ihr Sommerrad im Betrieb. Zu diesem gehören auch zwei Körbe – je einer vorne und hinten. Diese werden täglich gefüllt. Mit ihren privaten Einkäufen und mit Medikamenten. Denn seit 24 Jahren arbeitet sie bereits in der Apotheke Zur Mariahilf. Eine ihrer schönen Aufgaben ist die Belieferung des Stadtheimes. Mit dem Rad fährt sie über die Ungargasse Richtung Stadtheim. Genau dort sieht sie auch dringenden Handlungsbedarf: „Die Kreuzung Ungargasse/Am Kanal ist gefährlich. Dort gehört unbedingt etwas gemacht. Die Autos sind viel zu schnell unterwegs und überholen sogar noch, wenn ich Handzeichen gebe und schon zum Abbiegen ansetze.“

Was ihr am Radfahren am besten gefällt? „Radfahren ist mein Hobby. Es ist schön, wenn man sein Hobby ganz einfach in den Alltag einbauen kann.“

Text: Hannes Höller. Fotos: Alexander Hawel

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Radler des Monats April: Norbert Horvath (34, Josefstadt)

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Von Andorra in die Josefstadt

Ein Rad von der Stange kommt für ihn nicht in Frage. Norbert Horvath war schon immer ein Bastler. Ein verspielter noch dazu. „Ich hab mir mein altes Bike-Polo-Rad umgebaut. Das Herzstück sind der Rahmen, der aus Andorra kommt, und das wendbare Hinterrad“, beschreibt er sein Zweirad. Joker, wie ihn eigentlich alle nennen, hat eine kleine Bike-Polo-Szene in Wiener Neustadt aufgebaut. „Wir haben immer sonntags am Maria-Theresia-Platz in der MilAk gespielt.“ Höhepunkt der sportlichen Karriere war ein Turnier im Rahmen des Wiener Neustädter Jugendkulturfestivals „Invasion“. Joker war dabei in doppelter Funktion tätig: als Spieler und als Mitarbeiter des Jugend- und Kulturhauses Triebwerk auch als Organisator.

Entspanntes Verhältnis zur Mobilität

14 Jahre lang war er im Triebwerk am Alten Schlachthof tätig. Den täglichen Radweg von der Josefstadt zu seinem neuen Arbeitgeber musste er trotzdem nicht neu erkunden. Er ist einfach ein Gebäude weitergezogen und ist jetzt für die Arbeits- und Beschäftigungsinitiative Phönix tätig. „Meine zwei Schwerpunkte sind der Aufbau eines Ökogartens und eine Manufaktur – eine spannende Aufgabe.“  Spannend ist auch sein entspanntes Verhältnis zur Mobilität. „Ich hab erst vor zwei Jahren mit 32 den Führerschein gemacht. Aber nur, weil ich ihn beruflich gebraucht habe. Ich hab mir dann ein Auto gekauft und nach acht Monaten wieder verkauft. Mir war schnell klar, dass das wirklich nicht notwendig ist in Wiener Neustadt. Ich war schon immer ein Radfahrer und bleibe das auch.“ Auch wenn ihn manches nervt: „Ich komm viel in Neustadt herum, die Mießlgasse ist aber sicher die Straße, bei der sich die wenigsten Autofahrer an Tempo 30 halten.“

Jokers Tipp: „Österreich radelt zur Arbeit“

95 % der Wege sind in Neustadt mit dem Rad zu schaffen. Mein Tipp für Umsteiger: Im Mai bei der Aktion „Österreich radelt zur Arbeit“ mitmachen. Gemeinsam mit ArbeitskollegInnen macht es noch mehr Spaß. Dann kommen auch Sie drauf, dass viele Wege mit dem Rad zu schaffen sind.“

Text: Hannes Höller. Fotos: Alexander Hawel.

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1. Radlerin des Monats: Anna Wehofschitz (89, Flugfeld)

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Mit 89 täglich am Rad

Anna Wehofschitz ist immer ihren eigenen Weg gegangen. Das war schon so, als sie Radfahren gelernt hat. „Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen. Rad gab es bei uns keines. Aber immer wenn wir Besuch aus der Stadt bekommen haben, dann hab ich mir das Rad unserer Gäste geschnappt und hab es einfach probiert“, erzählt die gebürtige Hollenthonerin. Ihr erstes eigenes Fahrrad hat sie vor dem 2. Weltkrieg bekommen. Viele andere sind gefolgt. Gefolgt sind zudem ein Ortswechsel nach Wiener Neustadt und tausende Radkilometer. Wehofschitz: „Anfang der 1980er Jahre habe ich mit meinem Mann den Kneipp Bund übernommen. Wir haben Radtouren eingeführt. Einmal die Woche ging es nach Laxenburg, Gutenstein, Gloggnitz, zum Neusiedler See oder rund um den Schneeberg.“

Ihr ständiger Begleiter

Die Flugfelderin war vor 25 Jahren zudem eines der Gründungsmitglieder der Radlobby DINAMo. Seit einem Viertel Jahrhundert hat sie auch einen treuen Begleiter: ihr 10-Gang-Rad. „Ich hab auch ein neueres, aber das ist mir zu breit und schwer.“ Mit dem alten Rad ist sie nach wie vor täglich unterwegs – zum Einkaufen, zur Familie oder zu ihren Kursen. Sie lässt sich auch vom starken Autoverkehr nicht bremsen. „Die Fischauer Gasse ist richtig gefährlich. Dort muss ich auf den Gehsteig ausweichen.“ Leichter und sicherer ist der Weg in die Stadt – im Bildungszentrum gibt sie alle zwei Wochen ein Gedächtnistraining. In einem Monat feiert sie übrigens ihren 90. Geburtstag. Ihr Tipp für andere Junggebliebene: „Radfahren hält mich gesund und fit.“

Text: Hannes Höller. Fotos: Alexander Hawel.

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wn.radlerIn des Monats

Immer mehr steigen aufs Rad. Wir schauen und hören genau hin. Wir wollen wissen, warum NeustädterInnen radeln und wie und wohin sie radeln. Wir stellen jedes Monat eine oder einen Radler/Radlerin des Monats vor.

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Vorgestellt werden die Personen hier auf diesem Blog und in der NÖN Wiener Neustadt.